Verschiedene Arten von Energie pulsieren mit unterschiedlicher Geschwindigkeit; wie ein Fluß strömt die Energie von einer höheren zu tieferen Ebenen, durchläuft immer wieder die gleichen Zyklen, dehnt sich aus und zieht sich zusammen, wie unsere Lungen beim Atmen.

Da alles im Universum eine Form von Energie ist, fällt auch alles unter das Gesetz der Zyklen: Im Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, im Zunehmen und Abnehmen des Mondes, in Ebbe und Flut, in den Jahreszeiten, in allem spiegelt sich dieses Gesetz wider. Es gemahnt uns daran, daß alles unter der Sonne seine Zeit hat. Für alles gibt es die günstigste und die ungünstigste Zeit; alle Dinge erleben Aufstieg und Verfall. Ein Gedanke oder eine Tat, die Während des Aufstiegs dieser pulsierenden Energie entstehen und von ihrem Schwung getragen werden, fliegen nur so ihrer Vollendung entgegen, während ein Gedanke oder eine Tat, die entstehen, wenn sich der Zyklus neigt, kaum eine Wirkung zeigen. Wenn ein Zyklus ungünstig ist, warten wir, bis er wieder im Aufstieg ist. Es gibt Zeiten für das Handeln und Zeiten für die Ruhe, Zeiten zum Reden und Zeiten zum Schweigen. Nichts ist so frustrierend, wie das Richtige zur falschen Zeit zu tun.

Die Energiezyklen unseres Lebens zu beherzigen hilft uns, unsere Zeit gut zu planen und unser «Glück» zu schmieden. Es gibt Zelten zum Arbeiten und Zeiten zum Ausruhen, Zeiten, sich einen aufsteigenden Zyklus zunutze zu machen, und Zeiten, sich nach innen zu wenden, in Geduld zu fassen, zu warten und sich auf die nächste Woge vorzubereiten.

Ein gutes Beispiel für die Wirkungsweise dieses Gesetzes liefert das erste Buch Der Pfad des friedvollen Kriegers. Es wurde ursprünglich als gebundene Ausgabe vom J. P. Tarcher Verlag herausgebracht, einmal gut und einmal sehr negativ besprochen und war nur in wenigen Buchhandlungen vorrätig. Der Absatz war so schleppend, daß der Verleger keine Taschenbuchausgabe wagte; das Buch verschwand leise vom Markt, obwohl es noch nicht vergriffen war. Das lag sicher nicht am Verlag, der für eine hervorragende Bearbeitung, eine schöne Umschlaggestaltung und gute Werbung gesorgt hatte. Die Zeit war einfach nicht reif, und so hatte das Buch einen schlechten Start - bis es drei Jahre später Hal Kramer, einem Verleger im Ruhestand, in die Hände fiel, der es las und so begeistert war, daß er erklärte: «Ich werde mit diesem Buch wieder ins Verlagsgeschäft einsteigen.» Er kündigte den Buchhändlern seine Rückkehr in den «Ring» mit diesem neuen Titel an, und alles übrige ist, wie man so schön sagt, Geschichte: Der Pfad des friedvollen Kriegers ist inzwischen in vierzehn Sprachen erschienen und auf einer aufsteigenden Woge zum internationalen Bestseller geworden.

Das Leben des Malcolm X bietet ein weiteres Beispiel für das Gesetz der Zyklen. Am Tiefpunkt seines Lebens, als er zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, nutzte er die Gunst der Stunde. Das Gefängnis wurde für ihn zum Kokon, in dem er eine Metamorphose durchmachte, die sein Leben und das Leben vieler anderer verändern sollte. Statt sein Schicksal zu verfluchen oder zu beklagen, studierte und las er unermüdlich. Er machte sich das Gesetz der Zyklen und das damit verbundene Gesetz der Flexibilität zunutze. Nach seiner Verpuppung schwang er sich zu einem der großen Führer seines Volkes auf jeder von uns hat seinen eigenen Rhythmus. Durch die Einstimmung auf unseren Rhythmus ziehen wir aus jedem Punkt des Zyklus, an dem wir uns befinden, unseren Vorteil; wir lernen, uns harmonisch und rhythmisch an das Gesetz der Zyklen anzupassen.

Der Impuls, durch den manche Zyklen ausgelöst werden, kann explosionsartig sein; andere Zyklen wieder setzen ein, erreichen ihren Höhepunkt und fallen rapide ab wie ein aggressiv beworbener Bestseller. Dessen Leben ist womöglich kurz, aber dramatisch, wie das einer Sternschnuppe. Andere Zyklen steigen langsam an wie Bücher, die sich schleppend verkaufen, durch Mundpropaganda nimmt ihre Popularität über Jahre hinweg stetig zu, bis die Nachfrage ganz allmählich wieder rückläufig wird. Zyklen sind für das Schicksal verantwortlich, das einfache Menschen und gefeierte Persönlichkeiten, Unternehmen, Länder, Religionen und Kulturen erleben - Aufstieg und Niedergang und wieder Aufstieg, wenn Gelegenheit und Zeitpunkt günstig sind.

Die folgenden Übungen können Ihnen helfen, sich das Gesetz der Zyklen durch unmittelbare Erfahrung und Anwendung zunutze zu machen.

Die Erfahrung von Zyklen

1. Beobachten Sie einmal, wie mit dem Winter die Ruhe und damit der Winterschlaf Einzug halten, wie der Frühling mit seiner Wärme die Natur wieder zum Leben erweckt, wie der Sommer alles zur Reife bringt und der Herbst die Erntezeit einläutet. Auf diese Weise setzt sich der Ablauf der Jahreszeiten in einem großen Zyklus fort.

2. Können Sie in Ihrem Leben auf vollständige Zyklen, große oder kleine, zurückblicken?

Ø       Ging es mit Ihrer Beliebtheit in der Schule auf und ab?

Ø       Sind in Ihrem Beruf über die Jahre wiederkehrende Schwierigkeiten im Wechsel mit angenehmen Zeiten zu erkennen?

Ø       Hat es je Zeiten gegeben, in denen alles glattzugehen schien, und andere, wo es nur zähflüssig voranging?

3. Wir können eine gewisse Sicherheit und einen Sinn für den richtigen Zeitpunkt gewinnen, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß das Leben ein Kreislauf ist. Wenn wir die Geduld aufbringen, lange genug zu warten, und uns in der Zwischenzeit für alle Fälle rüsten, ergeben sich die meisten Gelegenheiten noch einmal.

Die Anwendung des Gesetzes der Zyklen

Im großen Kreislauf unseres Lebens - dem Frühling unserer Jugend, dem Sommer unserer «besten» Jahre, dem Herbst unserer späteren Jahre und dem Winter unseres Alters, in dem sich unser Leben dem Ende zuneigt, finden sich noch viele andere Zyklen. jedes Jahr bringt einen Frühling des Neubeginns mit sich, einen Sommer der Reife, einen Herbst der Ernte und eine kalte Winterzeit des Wartens.

1. Beobachten Sie die Zeitspannen des Winters, Frühlings, Sommers und Herbstes in Ihrem Leben.

Ø       Haben Sie die Zeit des «Winters», in der Sie zu geduldigem Abwarten und zum Langsamtreten gezwungen waren, zum Lernen und zu stiller Besinnung genutzt, oder warteten Sie ungeduldig auf die Wiederkehr des Frühlings?

Ø       Als der Frühling kam, haben Sie da den Neubeginn genutzt und gesät?

Ø       Haben Sie sich die Muße des Sommers gegönnt und genossen?

Ø       Haben Sie im Herbst die Früchte Ihrer Arbeit geerntet, einen Vorrat angelegt, gespart und sich auf den Anbruch des Winters vorbereitet?

2. Überlegen Sie, wie Sie durch Ihr Verständnis vom Gesetz der Zyklen mehr Harmonie, Unbekümmertheit und natürlichen Bewegungsfluß in Ihr Leben bringen können.

3. Weitere Anwendungsweisen für das Gesetz der Zyklen finden Sie im Kapitel über die Neun-Jahres-Zyklen in Teil V, Seite 512.